Wenn wir über Klimaneutralität im Gebäudesektor sprechen, ist der Betrieb zentral. Die Fragestellungen im Bestand und Neubau sind zwar unterschiedlich, doch kommt dem FM in beiden Fällen eine tragende Rolle zu im Kampf gegen den Klimawandel.
Dafür sprechen allein schon die Höhe der Betriebs- und Unterhaltskosten: Über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes machen sie bis zu 40 Prozent aus bei einer statischen Berechnung. Energiekosten fallen dabei normalerweise mit bis zu 25 Prozent ins Gewicht! Grund genug für die FM-Branche, sich den eigenen Möglichkeiten bewusst zu werden und den eigenen Beitrag an einer nachhaltigen Immobilienwirtschaft voranzutreiben.
Vielfältige Anknüpfungspunkte für Nachhaltigkeit im Betrieb
Denn an Möglichkeiten mangelt es nicht: Nachhaltigkeit im FM von Bestandsbauten ist gleichzusetzen mit der stetigen Optimierung des Betriebs. Gerade im Zug der aktuellen Bestrebungen zur Dekarbonisierung kann das FM eine tragende Rolle übernehmen. Schliesslich beginnen viele umweltrelevante Fragestellungen mit dem Monitoring, Zusammentragen und Auswerten von Daten aus dem Gebäudebetrieb. Dazu müssen Facility Manager:innen einerseits wissen, welche Daten in der Nutzungsphase wie auszuwerten sind und andererseits Vorgaben machen, wie die Informationen nach der Erstellungsphase in den Betrieb zu übergeben sind.
Und wenn wir schon bei Daten sind: Auch die intelligente Gebäudeautomation gewinnt im Zug von nachhaltigen Bemühungen weiter an Relevanz. Wenn technische Anlagen vernetzt werden und die Gebäudesteuerung gewerkeübergreifend datenbasierte Entscheidungen trifft, kann die Energieeffizienz einer Liegenschaft massgeblich optimiert werden. Dank dem fundierten Wissen rund um Nutzerkomfort und den Gebäudebetrieb sind Facility Manager:innen prädestiniert, diese Entwicklung zu prägen und vorwärtszutreiben.
Dabei spielt auch Predictive Maintenance eine zunehmende Rolle. Die pro-aktive Instandhaltung ermöglicht nicht nur die vorausschauende Wartung von technischen Anlagen wie Rolltreppen, Aufzügen, Lüftungs- und Klimaanlagen, sondern verbessert auch die Aussicht auf einen reduzierten Energieverbrauch im Gebäude. Dank der verlängerten Lebensdauer von Bauteilen, lässt sich die Verwendung von Ersatzteilen reduzieren und die langfristige Zustandsüberwachung einzelner Komponenten gewährleisten. Damit spielt Predictive Maintenance dem zirkulären Gedankengut in die Hand und ebnet einen pragmatischen Weg in die Kreislaufwirtschaft, der vom FM massgeblich mitgestaltet werden kann.
Objektart als relevanter Faktor
Ein nachhaltiger Gebäudebetrieb ist also nicht allein abhängig von datengetriebenen Fragestellungen oder gar Sanierungen. Facility Manager:innen können auch hier in verschiedensten Sparten Einfluss ausüben, beispielsweise was die Sensibilisierung der Miet- und Wohnparteien, die Müllentsorgung, Abfalltrennung, Reinigungsabläufe, den Wasserverbrauch und – ganz besonders – die Mobilitätskonzepte (z.B. rund um Elektrofahrzeuge, Carsharing, Förderung der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln usw.) betrifft.
Gerade vor dem Hintergrund der steuerlichen Begünstigung von Elektrofahrzeugen gewinnt das Energiemanagement massiv an Bedeutung. Mit der steigenden Nachfrage nach Ladestationen verschiebt sich die Energieversorgung von der öffentlichen Tankstelle ins Gebäude. Die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur, das damit verbundene Parkplatzmanagement und ein automatisiertes Abrechnungsverfahren sind deshalb eine zentrale Aufgabe im FM und finden sowohl in Bestandsimmobilien wie auch in Neubauten immer häufiger Anwendung.
Unabhängig von den dezidierten Klima-Massnahmen gilt: Die Komplexität des Objekts ist entscheidend für das erforderliche Spezialisierungslevel von FM-Mitarbeitenden, wenn es um nachhaltige Fragestellungen geht. Je mehr Wohn- und/oder Mietparteien in einem Gebäude vorhanden sind und je unterschiedlicher eine Liegenschaft genutzt wird, desto anspruchsvoller wird die Sicherstellung eines nachhaltigen Betriebs. So erfordern zum Beispiel Einkaufszentren, Spitäler oder Hotels fundierte Kenntnisse von übergeordneten Zusammenhängen und nachhaltigen Betriebsprozessen.
Energiemanagement im Fokus bei Neubauten
Einfacher lassen sich nachhaltige Faktoren im planungs- und baubegleitenden FM berücksichtigen. Hier spielen die späteren Betriebskosten, die Materialisierung, die Langlebigkeit der eingesetzten Materialien und insbesondere das Energiemanagement zusehends eine besondere Rolle.
Dank politischen Förderprogrammen, gesetzlicher Vorgaben und bautechnischer Fortschritte ist davon auszugehen, dass der Energieverbrauch in der Nutzungsphase von Neubauten zunehmend in den Hintergrund treten wird. Stattdessen gewinnt die Energieproduktion vor Ort und die «Graue Energie» - also die für Materialerstellung und -beschaffung, den Bau, die Nutzung und schliesslich den Rückbau benötigte Energie – laufend an Bedeutung. Im Fall von Plusenergiegebäuden können dank der Bereitstellung von vor Ort produzierter Energie sogar Einnahmen erzielt werden. Es lohnt sich also, das Energiemanagement von vorneherein nachhaltig zu projektieren. Das FM kann hier mit gezielten Konzepten unterstützen, welche die Energiebereitstellung, den Verbrauch sowie die damit verbundenen Kosten optimieren, ohne etwa den Nutzenkomfort, die Anlagenverfügbarkeit oder die Nutzungsdauer von Gebäuden einzuschränken.
FM als zentraler Baustein im Nachhaltigkeitskonstrukt
Abschliessend lässt sich einerseits festhalten, dass FM nicht nur auf ökologischer Ebene zu mehr Nachhaltigkeit im Betrieb beitragen kann. Es hat auch erheblichen Einfluss auf die soziale Dimension, indem es die Interaktionen zwischen unterschiedlichen Mietparteien, den Austausch und die Kollaboration im Rahmen eines strukturieren Community Managements fördert.
Andererseits betrifft Nachhaltigkeit alle Parteien und Funktionen im Gebäudesektor. Dem FM kommt dabei die Rolle eines Multiplikators zu, das übergreifende Nachhaltigkeitsziele und -strategien aufnimmt und in ein dem individuellen Gebäudebetrieb angepassten Konzept übersetzt. Zugleich ist das FM zuständig für die stringente Durchsetzung und Überprüfung der entwickelten Guidelines sowie der aktiven Optimierung des Betriebs und hat damit einen erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit des Gebäudesektors.
Haben Sie Fragen? Unsere Expertinnen und Spezialisten helfen gern.