Crowdinvesting wird in der Schweiz immer beliebter. Investitionen in Immobilien sind dabei besonders gefragt. Doch die Bau- und Immobilienwirtschaft erteilt der Schwarmfinanzierung eine klare Absage. Das zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Ausgabe der Digital Real Estate Umfrage von pom+. Crowdinvesting wurde dabei als den Trend mit dem geringsten Einfluss auf die einzelnen Rollen eingestuft.
Als Renditeobjekte sind Immobilien nach wie vor äusserst beliebt. Doch die Anlageform ist kapitalintensiv und für den Normalbürger, die Normalbürgerin mittlerweile praktisch unerschwinglich. Mitbesitz ist jedoch nach wie vor problemlos möglich und das schon ab verhältnismässig tiefen Investitionsbeträgen. Dank Crowdinvesting können sich zahlreiche Personen zusammenschliessen und Anteile an einer Liegenschaft erwerben. Dabei wird eine konkret benannte Bestandsimmobilie, eine im Bau befindliche Immobilie, ein Immobilienprojekt oder ein Grundstück finanziert.
Die Finanzierungsform erfreut sich steigender Beliebtheit. Laut dem Crowdfunding-Monitor 2022 der Hochschule Luzern verzeichnete der Crowdfunding-Markt in der Schweiz letztes Jahr ein Wachstum von 31% – Rekordwert! Dabei wurde der Anstieg insbesondere von Investitionen in Kredite an Immobilienunternehmen sowie direkte Anlagen in Immobilien getrieben.
Die Immobilienwirtschaft ist jedoch skeptisch, wie die diesjährige Ausgabe der Digital Real Estate Umfrage von pom+ zeigt. Von den rund 200 Führungs- und Fachkräften sehen knapp 86 Prozent einen geringen bis sehr geringen Einfluss auf das eigene Unternehmen. Von allen 12 abgefragten Trends wurde Crowdinvesting damit als Trend mit dem geringsten Einfluss auf die einzelnen Rollen eingestuft. Auch die Auswirkungen auf die Branche werden mit 1,14 Punkten als gering eingeschätzt. Am deutlichsten fällt das Urteil durch Befragte aus dem Portfolio Management aus: Satte 100 Prozent dieser Rolle schätzen die Konsequenzen für die Immobilienwirtschaft als sehr gering ein.
Die Einschätzung der Expertin
- Nachdem Wohneigentum als langfristige Anlage für den Normalbürger, die Normalbürgerin praktisch unerschwinglich geworden ist, ermöglicht die neuartige Finanzierungsform erstmals Investitionen in Real Estate mit wenig Kapital. Crowdinvesting richtet sich damit vor allem an Privatpersonen, während die Immobilienbranche massgeblich durch kapitalstarke Investorinnen und professionelle Immobilieneigentümerinnen geprägt wird. Solange Crowdinvesting nicht zum Massenphänomen wird, dürfte der Trend den Markt auch weiterhin nur geringfügig beeinflussen. Insofern erstaunt die Bewertung des Trends kaum. Dazu mögen insbesondere die geringe Liquidität der Anteile beitragen und die bis anhing noch überschaubaren Erfahrungswerte mit der Investitionsform im professionellen Sektor.
- Mit der steigenden Inflation und dem damit verbundenen Anstieg der Zinsen sind die künftigen Auswirkungen schwer abzuschätzen. Immobilieninvestitionen waren besonders während der langanhaltenden Tiefzinsperiode eine attraktive Anlagealternative. In dem sich wandelnden ökonomischen Umfeld werden die tiefen Nettorenditen jedoch immer weniger attraktiv. Die zeitliche Einschätzung der Umfrageteilnehmenden ist daher gut nachvollziehbar.
- Wichtig für alle Marktteilnehmenden sind die Wertänderungsrisiken. In jüngerer Vergangenheit wurden absolute Spitzenpreise im Immobilienmarkt bezahlt, weil der Anlagedruck enorm hoch war. Es ist gut möglich, dass die Marktwerte von Liegenschaften mit dem Abkühlen der Konjunktur nun zu sinken beginnen. Diese Effekte übersteigen rasch die überschaubaren Cashflowrenditen.
Über die Studie
Die Digital Real Estate Umfrage erhebt seit 2016 jährlich den Stand der digitalen Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft in der Schweiz und seit 2019 auch für Deutschland. Das Whitepaper präsentiert die Ist-Situation in den beiden Ländern basierend auf den Einschätzungen von verschiedenen Führungs- und Fachkräften aus der Branche und wird durch das Expertenwissen von Beraterinnern und Berater der pom+Consulting AG ergänzt.
Die Studie kann kostenlos heruntergeladen werden.
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