Moderne Bauprojekte erfordern die digitale Erhebung, Verwaltung und den automatischen Austausch von dynamischen Projektdaten mit allen Beteiligten. Die Wahl des richtigen Common Data Environment (CDE) ist ausschlaggebend für die erfolgreiche Erstellung, Inbetriebnahme und Nutzung einer Immobilie.
Die digitale Transformation sorgt in der Bau- und Immobilienbranche für viele Veränderungen bei der Projektierung, Entwicklung und Erstellung von Bauwerken. So beschäftigen sich aktuell viele Marktakteure mit der Einführung und Weiterentwicklung von Building Information Modelling (BIM). Damit wird ein digitales Modell eines Bauwerks erstellt.
Dieser «Digital Twin» erfasst nicht nur die statischen Gebäudedaten, sondern enthält auch Informationen über Anlagen, Produkte, Sensordaten und funktionale Eigenschaften des Objekts. Diese Informationen werden nach der Bau- und Entwicklungsphase weiterverwendet und bilden damit die Grundlage für eine integrative, phasenübergreifende Betrachtung einer Immobilie.
Digitale Bauwerkdokumentation in der Cloud
Ein wesentliches Instrument für die effektive Zusammenarbeit in der digitalen Sphäre ist das Common Data Environment (CDE). Dabei handelt es sich um eine Cloud-basierte zentrale Plattform, auf der alle am Bauwerk beteiligten Parteien relevante Informationen und Daten aber den gesamten Lebenszyklus der Immobilie speichern, teilen und verwalten. Die Funktionalitäten eines CDE reichen dabei weit über die einer einfachen Dokumentablage oder eines Dokumentenmanagementsystems (DMS) hinaus. Ein CDE umfasst u.a. die Aggregation, Verwaltung und adressatengerechte Verteilung von Informationen, ermöglicht automatisierte Workflows und eine individuelle Zugriffsverwaltung. Letztendlich lässt sich damit also eine umfassende Bauwerkdokumentation in einer digitalen Umgebung beschaffen.
Heute gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen CDE, die punkto Funktionalität, Struktur und Sicherheit grosse Unterschiede aufweisen. Das auf Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen pom+Consulting hat kürzlich 18 gängige Tools auf der Basis von rund 40 Bewertungsindikatoren in den Clustern Usability, Informationsmanagement, Schnittstellen, Dateiablage und BIM-Funktionen untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass sich der Markt an CDE-Lösungen durch rasche Veränderungen und einen hohen Grad an Spezialisierung auszeichnet.
Häufig werden unabhängige Tools mit spezifischen Funktionalitäten von grossen Technologieanbietern aufgekauft oder in bestehende Lösungen integriert. Dies kann zu Problemen bei der Übernahme bestehender Projekte führen. Die Integrationsfähigkeit sollte daher bei der Wahl eines CDE genau geprüft werden. Ausserdem empfiehlt sich die möglichst konsistente Anwendung einer Plattform, damit der reibungslose Datenaustausch gewährleistet werden kann. Während die Mühlen in der Bau- und Immobilienwirtschaft bekanntlich langsam mahlen, gehören kurze Innovationszyklen zu den wichtigsten Erfolgskriterien in der Technologiebranche. Die bestehenden CDE werden von den Herstellern daher laufend aktualisiert, optimiert und erweitert. Die Nutzer:innen werden damit gezwungen, ihre Systeme kontinuierlich zu aktualisieren und sich mit Versionierungen auseinanderzusetzen. Darum sollten die anwenderseitig relevanten Anwendungsfälle, Prozessabläufe und Verantwortlichkeiten bereits vor der Systemauswahl definiert werden.
Anforderungen der Bauherrschaft entscheidend
Heute werden immer mehr Bauprojekte mit der Anforderung ausgeschrieben, ein CDE aufzusetzen. Dabei ist der Funktionsumfang eines CDE abhängig von den geplanten Anwendungsfällen und Zielen. Es empfiehlt sich, bereits in der Entwicklungs- und Projektierungsphase zu überlegen, welche digitalen Anwendungsfälle im Gebäudebetrieb relevant sind. Das digitale Raumbuch ist hier zum Beispiel ein klassischer Use Case. Mit einem CDE kann die Transparenz über die Flächenentwicklung und Rauminformationen sichergestellt und die erforderlichen Visualisierungen allen Projektbeteiligten zu jeder Zeit zugänglich gemacht werden.
Grundsätzlich sind die Projektparameter entscheidend für die Auswahl des passenden Systems. Die Bauherrschaft muss sich zum Beispiel fragen, ob und wie tief sie in die einzelnen Projektprozesse Einsicht haben möchte, ob es sich um ein BIM-Projekt handelt oder wer die Datenhoheit während des Bauprojekts hat. Wer in der vernetzten Welt unterwegs ist und entsprechende Immobilien entwickeln und managen will, ist sich der Relevanz von strukturierten, nachvollziehbaren, transparenten, aktuellen und qualifizierten Informationen im ganzen Gebäudelebenszyklus bewusst. Umso wichtiger ist es, schon in der Planungs- und Bauphase auf eine stringente Datenorganisation und einen datengestützten Gebäudebetrieb zu fokussieren. Dafür müssen sich Bauherren, Planerteams, Architekturbüros und alle weiteren an der Entwicklung beteiligten Parteien frühzeitig mit den notwendigen Funktionen und Möglichkeiten von Systemlösungen auseinandersetzen.
Die CDE-Marktübersicht kann auf der Webseite von pom+ kostenlos heruntergeladen werden.
Über den Autor
Patrick Pick ist Head of Service Unit BIM/LCDMbei pom+Consulting. Mit seinem Team unterstützt er Bauherren darin, den notwendigen Funktionsumfang eines CDE zu bestimmen und BIM-basierte Bauprojekte erfolgreich durchzuführen.